Satt und glücklich

20. Januar 2022

Eine Schwester kommt zu mir, sie ist aufgebracht und verärgert. Eine OP wurde in letzter Minute abgesagt. Eine kleine Patientin durfte 20 Stunden nichts essen, ganz umsonst… Auch die Eltern sind verärgert und empört, das Kind verstört… Nun aber sitzt es vor einem vollen Teller – die Schwester bringt mich zu dem kleinen Mädchen. Ich spüre, dass ich diesen kostbaren Augenblick nicht stören darf. Der Vater, der indisch spricht, erklärt mir mit Händen und Füßen, was er durchgemacht hat. Auch er hat nichts gegessen und seinem Mädchen ohne Erfolg versucht zu erklären was hier eigentlich vor sich geht…

 

Die Kleine sitzt völlig andächtig vor dem gefüllten Teller und ich zwinkere den beiden zu und setze mich vor die Tür, lasse das Kind in Ruhe essen und beginne Akkordeon zu spielen.

 

Aus allen Ecken kommen heute Mütter, Väter, Kinder und lauschen… Ich frage einige der Kinder, ob sie für uns Seifenblasen pusten und ein heiteres Miteinander von Lauschen, Staunen und Begegnen beginnt… Irgendwann kommt auch das kleine Mädchen zu uns: satt gegessen und wieder froh beginnt auch sie, Seifenblasen zu pusten und genießt das bunte Treiben. Die schweren Stunden sind vergessen, wie gut…

 

Obwohl alle ihre Masken tragen und versuchen, den Abstand einzuhalten, entsteht Gemeinschaft, tiefe Freude und Entspannung. In dieser angespannten Zeit ist das eine Wonne und gar nicht selbstverständlich…

 

Es ist Zeit und ich verabschiede mich mit Apfelschnitz, meiner kleine Filzpuppen von allen Kindern einzeln. Ein schönes kleines Ritual am Ende unserer gemeinsamen Zeit….

 

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